Die Botschafter des Kinderfußballs

Eine kleine Geschichte, wie man sie überall in Deutschland und auf der Welt erlebt?

Weert, Vivien und ihre Freunde sind typische, neunjährige Grundschulkinder und spielen einfach nur gerne Fußball. Vor wenigen Jahren wurde alle 2003er eines kleinen Örtchens zusammengesucht und daraus ein neues Team gegründet.

Eine kleine Geschichte, wie man sie überall in Deutschland und auf der Welt erlebt?

6 Funino – Teamsportbedarf.de

Schwere Zeiten für die kleinen „Botschafter des Kinderfußballs“

Das knappe Dutzend Kinder im E2-Alter (U10/U11), darunter zwei Mädchen, sind normal intelligent, obwohl sie echte Ostfriesen sind und man ja entsprechende Witze über diese Volksgruppe macht. Und vielleicht ist ihre kleine Geschichte ja auch eine ganz normale Geschichte, wie man sie überall in Deutschland und auf der Welt erlebt?

Weert, Vivien und ihre Freunde sind typische, neunjährige Grundschulkinder und spielen einfach nur gerne Fußball. Vor wenigen Jahren wurde alle 2003er eines kleinen Örtchens zusammengesucht und daraus ein neues Team gegründet. Man begann zunächst ganz engagiert mit dem regelmäßigen Training und dann auch dem F-Jugend (U8/U9) Spielbetrieb.

Aber schon recht bald lief es gar nicht mehr so rund, denn die Kinder bekamen leider alle halbe Jahre einen neuen Trainer, u.a. durch berufsbedingten Wegzug, Zeitnot, ja sogar Streit unter den Eltern war dabei. Mehr Pech kann man nicht haben.

Im November 2011 stand das Team als nun älterer Jahrgang F-Jugend (U9) plötzlich vor dem kompletten Zerfall, durfte nicht mal mehr in der Turnhalle trainieren, weil sich kein Erwachsener mehr finden ließ, der die längerfristig die Verantwortung bzw. Schlüsselgewalt übernehmen konnte. Für die kleinen Kinder, die doch so, so gerne Fußball spielen wollten, brach eine Welt zusammen und es gab ganz, ganz viele Tränen in den Kinderzimmern. Für Kids ist es einfach nur grausam, wenn alle halbe Jahre der Trainer geht, sie müssen sich nicht gemocht, verlassen und letztlich verstoßen fühlen. Verstehen tun sie es auf jeden Fall nicht, Bezugspersonen sind für sie in dem Alter enorm wichtig. Einige Kids fragten sich bereits, ob es vielleicht an ihnen liegt?

Kann es noch schlimmer kommen? Es kann! Um ihren sechsten Trainer gab es großen Streit und eine emotionale Zitterpartie.

Die kleine Botschafter des Kinderfußballs on Tour oder „ein neuer Held“

Gut ein Jahr später ziehen genau diese Kinder als Botschafter für den Kinderfußball durch die Region und verblüffen andere Trainer nicht nur dadurch, dass sie nach ihren seltenen Niederlagen unter der Dusche singen und auf fast allen ihrer Fotos am Lachen sind. Ihr sechster, neuer Trainer wird niemals gehen, das hat er ihnen ganz fest versprochen.

Die Kinder geben diese neue Sicherheit weiter und zeigen anderen, wie es geht: Der befreundete Trainer Frank aus der nächsten großen Stadt hat die „Mini-WM“ in Papenburg für den Jahrgang 2003 angenommen, bei der alle Teams in ausgelosten Nationaltrikots antreten, ein wirklich tolles Ereignis. Da ihm Spieler dieses Jahrgangs fehlten, fragte er nach den kleinen Ostfriesen als Aushilfskräfte. Zu dem Zeitpunkt ahnte er jedoch noch nicht, dass er sich die „Botschafter des Kinderfußballs“ als Gastspieler geangelt hatte, welche gleich freudig mit einem älteren, ruhigen Co-Trainer anreisten, um als Team-Mix mit seinen Kindern anzutreten. Die Gastspieler strahlten sogleich Freude, Ruhe und Gelassenheit aus, ließen sich vom neuen Trainer ohne Murren auf jede Position auf dem Feld schicken und nahmen Niederlagen gelassen hin, natürlich freute sie sich aber auch angemessen über Siege. Sie spielten einfach gerne Fußball.

Trainer Frank, der in seinem städtischen Team eigentlich auch liebe Kinder hat und ebenfalls immer gerne aushilft, war ebenso verblüfft als auch hoch erfreut, so etwas hat er noch nicht coachen dürfen. Er hatte aber doch noch ein Problem, denn der eigene Torhüter Robin aus seinem Ursprungsteam litt nicht nur unter einer beginnen Grippe, sondern auch unter dem Schock der ersten 20 Turnierminuten, bei denen die Kinder leider einen epileptischen Anfall des Trainers einer anderen Mannschaft mit ansehen mussten. Der kleine Robin hatte damit am meisten zu kämpfen und wartete fast das gesamte Turnier in der Nähe seiner Mutter.

Aber immer wieder gingen die „Botschafter“ zu dem Jungen und ermunterten ihn, doch in ihrem Team-Mix mitzuspielen. Gastspieler Weert hatte bis dahin prima gehalten, er bot Robin seine Torhüterposition trotzdem wiederholt an. Auch Vivien sprach Robin Mut zu: „Wenn du dann einen rein lässt, dann schießen wir halt zwei. Kein Problem. Spiel doch einfach mit!“

Der immer noch unsichere Torhüter Robin ließ sich im letzten Spiel des Turniers, einem Platzierungsspiel, von den Gastspielern schließlich breitschlagen. Und es kam, was kommen musste: Er hielt im Spiel klasse, doch am Ende stand es trotz Feldüberlegenheit 0-0. Es folgte das 8-Meterschießen. Robin parierte den siebten Schuss und wollte schon gerade abdrehen, als der Schiedsrichter erklärte, dass alle einmal geschossen haben müssten, bevor Vivien zum zweiten Mal antreten dürfe. Robin lief nun als Schütze an und hämmert das Leder in den Winkel. Sieg! Die Mannschaftskameraden fielen ihm um den Hals und gratulierten ganz herzlich. Auf den Rängen hatte ebenfalls so mancher feuchte Augen. Ein Fußballkind sichtlich im Fußballglück! Trainer Frank voller Freude für seinen kleinen Keeper und voll des Lobes für die „Botschafter“. Sogar Robins Eltern bedankten sich später begeistert im Gästebuch der Homepage.

Können die Botschafter auch kicken?

Natürlich drängt sich die Frage auf, ob man als Kind so entspannt sein und zugleich gut Fußballspielen kann? Sagen wir so: Sie sind Staffelsieger in einer ansonsten älteren Gruppe, mehrfache Turniersieger und die nächste städtische Kreisauswahl wartet noch auf einen ersten Sieg gegen die kleinen „Botschafter des Kinderfußballs“. Und wenn die Kreisauswahl dann gewinnen sollte, die „Botschafter“ werden abreisen und freudig zum nächsten Training und Spiel fahren. Ergebnisse interessieren sie nicht wirklich, selbst Kreisauswahlspieler zu sein, ist für sie weniger interessant.

Die fünf Gastspieler samt ihrer strahlenden Gesichter sind mittlerweile zurück in ihrem eigenen Team, man sieht und hört sie dort oft lachen. Und schaut man genauer hin auf das E-Jugend-Training der kleinen „Botschafter des Kinderfußballs“, dann reibt man sich sicherlich verwundert die Augen, denn man sieht jetzt 12 Jungen und 12 Mädchen, die allen sagen: „Wir sind eine Mannschaft!“.

Aber ob die Menschen da draußen ihre Botschaft verstehen?

© LVDESIGN/Fotolia.com