Bewiesen: Fußball ist eigentlich "Kopfball"

Die Potenziale in der Weiterentwicklung des Fußballs liegen eindeutig "im Hirn" und nicht in den Beinen der Spieler

Die Begrifflichkeit "kreativ Fußballspielen" ist aus dem Fußball nicht mehr wegzudenken. Wir benötigen kreative Fußballspieler, kreative Gruppen- und Mannschaftsspiele, aber worüber wir wirklich reden, blieb bisher nur einer kleinen Anzahl von Wissenschaftlern und professionellen Trainern vorbehalten.

Die Potenziale in der Weiterentwicklung des Fußballs liegen eindeutig "im Hirn" und nicht in den Beinen der Spieler

Wer wissen will, was kreatives Fußballspielen wirklich bedeutet, sollte sich informieren und jetzt besteht erstmals eine umfassende Möglichkeit dazu.

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Die Forschungsarbeiten des Wissenschaftlers Torbjörn Vestberg über die Bedeutung der exekutiven Funktionen für den Erfolg im Sport sind weltweit anerkannt und gelten als bahnbrechend. Matthias Nowak ist den aufmerksamen Soccerdrills-Lesern bereits als professioneller Fußballtrainer bekannt. Er verpackte die wissenschaftliche Grundsätze in ganz besondere Übungsformen.

Eine kleine Auswahl an Referenzen aus dem Profifußball zu den Übungsformen von Matthias Nowak findest du am Ende des Interviews. Bei den Profis sind diese Inhalte längst angekommen und jetzt ist es möglich, dass auch die Basis von den modernen Entwicklungen im Fußball profitiert und sie gezielt in der Ausbildung von Fußballern einsetzen kann.

Es entstand in einem Zeitraum von 10 Monaten ein E-Book, mit dem sich bereits einige bekannte Größen aus der Fußballwelt auseinandergesetzt haben, die Resonanz hat uns selbst überwältigt. Um dir dieses Thema noch näher zu bringen, habe ich ein kurzes Interview mit Matthias Nowak geführt, du solltest es unbedingt lesen. Weitere Informationen über das E-Book (inklusive Leseprobe mit einer kompletten Übungseinheit findest du hier:
"Kreativtraining im Fußball"

Schaue dir zunächst das Video an und lese dann das nebenstehende Interview.

Hinweis: Die im Video ablaufenden Übungen, entsprechen nicht den Übungen, die im E-Book präsentiert werden.

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Uwe:
Matthias, du hast zusammen mit dem schwedischen Wissenschaftler Torbjörn Vestberg das Buch "Kreativtraining im Fußball ...vom Kopf in den Fuß gespielt" geschrieben. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Matthias:
Torbjörn und ich arbeiten seit längerer Zeit zusammen. Ich bin zwar unter anderem ausgebildeter Premium Life Kinetik® Trainer, aber kein Wissenschaftler.

Du brauchst ein Experten-Netzwerk von Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen (u.a. Kognitionswissenschaft, Bewegungswissenschaft, Psychologie, Ernährungswissenschaft) von denen du als Trainer brutal viel lernen kannst, wenn es um ganzheitliches Gehirntraining im Fußball geht.

Torbjörn Vestberg ist einer von diesen Experten. Er ist auf dem Gebiet der Kognitionswissenschaft in seinem Spezialgebiet, den exekutiven Funktionen, weltweit als Experte anerkannt.

Uwe:
Du sagtest, Torbjörn Vestberg ist der Experte für die exekutiven Funktionen. Wofür steht die Bezeichnung "exekutive Funktionen", klär uns auf?

Matthias:
Gerne, mit einfachen Worten: Es geht bei den exekutiven Funktionen um die Kunst der Entscheidungsfindung. Diese benötigst du als Fußballer, um auf dem Platz, unter größtem Druck, schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen.

Uwe:
Das klingt mir etwas zu schwammig. Werde mal deutlicher.

Matthias:
Okay. Jürgen Klopp hat irgendwo mal gesagt, es gebe bei seiner Mannschaft quasi keine echten Fehlpässe, denn Fehlpässe sind für seine Mannschaft Einladungen zum Gegenpressing. Es geht also um die Reaktion auf diese Fehlpässe. Hier gibt es dann die sogenannte 5/10 Chance. Was heißt das?

Wenn du als Mannschaft in der Lage bist, durch aggressives Gegenpressing innerhalb von 5 Sekunden den Ball zurück zu erobern und dann innerhalb von 10 Sekunden zum Torabschluss kommst, gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit auf Torerfolg.

Für beide "Fälle" brauchst du, neben schnellen Beine, auch eine schnelle und perfekte Entscheidungskette. Bei dieser Entscheidungskette sind immer verschiedene Leistungsbereiche der exekutiven Funktionen beteiligt.

Dazu gehören: Scanfähigkeit, kognitive Flexibilität, Simultanverarbeitung, Inhibition, Kreativität und das Arbeitsgedächtnis. All das erklärt Torbjörn sehr anschaulich und leicht verständlich in unserem gemeinsamen Buch.

Uwe:
An welche Zielgruppe wendet sich euer Buch?

Matthias:
Unsere Zielgruppe ist sehr groß, denn eigentlich weiß jeder schon lange worum es geht und wie wichtig die Inhalte in der Ausbildung von Fußballern sind. Bisher gab es aber nirgends die Möglichkeit sich mit diesem Thema so intensiv auseinanderzusetzen oder zielgerichtete Übungen anzubieten.

Das Buch richtet sich an alle Trainer die sich für innovative Trainingsmethoden interessieren und hierfür bereit sind, Zeit und ein paar Euro zu investieren.

Uwe:
Wie kann man sich denn so ein Kreativtraining in deiner täglichen Arbeit vorstellen?

Matthias:
Das Kreativtraining ist wie eine "eigene Trainingseinheit", etwas kürzer, dafür aber sehr intensiv für den Kopf. Die Übungen und die Spielformen in Verbindung mit meinen Crunchtime-Coaching sind gerade am Anfang für die Spieler sagen wir mal "sehr gewöhnungsbedürftig", ja sogar manchmal "nervig". Zusätzlich "spielen" meine Spieler am Computer, dazu gibt es gibt spezielle Computerspiele, die helfen das Kreativtraining noch effektiver zu gestalten.

Uwe:
Nervig, Crunchtime-Coaching? Erzähl!

Matthias:
Ja. Nervig! Gerade am Anfang einer neuen Übung oder Spielform herrscht oftmals das pure Chaos. Sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen ist auch eine Mentalitätssache (Stichwort: Komfortzone). Manchmal "blöd" dar zustehen ist auch nicht jedermanns Sache. "Crunchtime-Coaching" ist etwas, was ich mir vom Basketball abgeschaut habe. Ich mache dieses Crunchtime-Coaching bei Übungsformen, wo jede einzelne Aktion über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Bei vielen Übungen zähle ich zusätzlich die Spielzeit runter (Countdown), die die Spieler zur Verfügung haben um eine Aufgabe zu meistern.

Auch ein Nichtwiederholbarkeitstraining (jetzt oder nie) am Ende der Einheit trainiert die Abrufbarkeit von Leistungen. Hierzu gehören zum Beispiel Elfmeterschießen, Lattenzielschießen, Zielfreistoß, 1 gegen 1, usw. und dies wird die Spieler letztlich wettkampfstabiler machen. Die Spieler wollen oftmals immer "nur Spaß" beim Training, Wettbewerbsvorteile entstehen aber nur durch intensives richtiges Training, dann kommt der Spaß durch den Wettkampf von allein.

Uwe:
Benötigt man denn auf sämtlichen Positionen dieselben kognitiven Fähigkeiten?

Matthias:
Ja, aber mit unterschiedlichen Gewichtungen. Um einmal die größten Unterschiede in den Profilen der Positionen zu benennen, so haben Stürmer ein anderes kognitives Anforderungsprofil als die Spieler in der Kette hinten links oder rechts.

Beide Anforderungsprofile benötigen aber bestimmte Schwellenwerte, um auf höchstem Niveau spielen zu können, soweit ist sich die Wissenschaft einig. In der deutschen Nationalmannschaft und bei den Bundesligisten weiß man um diese Fähigkeiten, denn es sind die Schlüsselqualifikationen der jetzigen und erst recht der zukünftigen Spielergenerationen.

Uwe:
Erst seit 13 Jahren gibt es in Deutschland die "4er-Kette" und die Leistungszentren, da waren uns einige Fußball-Nationen schon weit voraus. Haben wir aufgeholt oder sogar überholt?

Matthias:
Richtig ist, der deutsche Fußball hat sich in den letzten 10 Jahren rasant weiterentwickelt, insbesondere im taktischen und auch im athletischen Bereich.

Apropos athletischen Bereich: Potenziale in der Weiterentwicklung des Fußballs liegen aber eindeutig "im Hirn" und nicht in den Beinen der Spieler. Wenn ich "Hirn" sage, meine ich auch das visuelle System der Spieler. Hier gibt es noch sehr große Leistungsreserven. Selbst in den besten Ligen Europas findet dieses Thema noch wenig Beachtung. Wenn man so will, sind uns hierbei zumindest einige Mannschaftssportarten immer noch voraus.

Uwe:
Potenziale im Hirn, Leistungsreserven beim visuellem System. Welche Auswirkungen hat das denn auf den Fußball von morgen?

Matthias:
Die Spieler werden sich deutlich im Bereich "Kreativität unter Druck" verbessern, was unweigerlich zu einem noch höheren Spieltempo führt. Das "Ganze" dann verpackt in noch flexibleren Spielsysteme..., kurzum: Spiele auf höchstem Niveau werden ein echter Augenschmaus. Wir dürfen uns also freuen.

Uwe:
Du trainierst ja auch sehr viele Nachwuchsteams rund um München im Bereich Kreativtraining. Welche Erfahrungen konntest du sammeln?

Matthias:
Brutal positiv...die Kinder und Jugendliche werden tatsächlich nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Schule besser, denn dort helfen auch die exekutiven Funktionen (besonders das Arbeitsgedächtnis, Inhibition und kognitive Flexibilität) die Schulnote zu verbessern. Aber es kann dauern, nichts geht von heute auf morgen, man muss geduldig sein, aber dann wird man überragend belohnt.

Uwe:
Du warst jetzt in Istanbul, hast dort Trainerworkshops für Sportwissenschaftler an der Uni und bei Besiktas Istanbul geleitet, einer der großen drei Vereine des türkischen Fußballs. Wie war´s?

Matthias:
Überragend. Die Stadt und die Menschen dort sind unglaublich. Es sind sehr warmherzige Menschen mit einer großen Liebe zum Fußball und es hat wahnsinnig Spaß gemacht. Eigentlich sehr, sehr schade, dass solch eine so positiv verrückte "Fußball-Nation" nicht bei der WM dabei ist.

Uwe:
Vielen Dank für das Interview. Wer das E-Book kennt weiß, es ist eine Investition in die Zukunft.

Stimmen zu den Trainings- und Übungsformen von Matthias Nowak:

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"Ich kenne Matthias Nowak als Technik-u. Kreativtrainer schon seit Jahren. Um es auf dem Punkt zu bringen: Matthias Nowak ist ein erstklassiger Technik-u. Kreativtrainer. Jeder Spieler kann sich durch das Training mit Matthias Nowak verbessern."
Peter Hyballa, Profitrainer
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"Es ist klar, diese Methode hat Zukunft"
Marco Bernet, Technischer Direktor, FC Zürich
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"Matthias Nowak hat in einem Zeitraum von 9 Monaten 20 Trainingseinheiten in Sachen Kreativtraining bei meiner U10 der SpVgg Unterhaching geleitet. Das Ergebnis seiner Arbeit: Es gibt eine absolut positive Entwicklung hinsichtlich Konzentrationsfähigkeit, Aufnahmefähigkeit und Handlungseffizienz meiner Mannschaft zu beobachten. Zudem haben meine Spieler durch den Erwerb neuer Bewegungsmuster mit und ohne Ball neue Möglichkeiten, Spielsituationen variabel lösen zu können. Auch konnte Matthias Nowak, mit seiner positiven „verrückten“ Art meine Spieler stets motivieren, selbst schwierigste Übungen nicht als Hürde anzusehen, sondern als Herausforderung. Ich kann die Arbeit von Matthias Nowak nur wärmstens weiterempfehlen, auch und gerade im Profifußball."
Francesco Copado, SpVgg Unterhaching

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