Fußballtrainer lösen Negativhaltung mit Reframing

Neue Saison – altes Leid … der Angstgegner kommt!

Deine Mannschaft ist gut gestartet? 2 Spiele – 2 Siege, prima. Oder, bist du etwa so richtig schlecht gestartet? 2 Spiele – 2 Niederlagen…und jetzt... 

Neue Saison – altes Leid … der Angstgegner kommt!

Deine Mannschaft ist gut in die Saison gestartet?
2 Spiele – 2 Siege, prima…aber jetzt kommt euer Angstgegner?
Oder, bist du etwa so richtig schlecht gestartet?
2 Spiele – 2 Niederlagen…und jetzt kommt auch noch ausgerechnet euer Angstgegner?
So oder so…oder, oder, …irgendwann steht euer Angstgegner auf dem Spielplan…und nun?

5 Erimabälle – Teamsportbedarf.de

Jetzt kommen Erinnerungen, Statistiken, Aussagen von früheren Spielern oder Zeitungsartikel unweigerlich hoch und nur mühsam versuchst du als Trainer und deine Mannschaft, das damit verbundene Verunsicherungspotenzial zu unterdrücken. Das berühmte „Pfeifen im Walde“ beginnt.

Alles normal - stimmt doch gar nicht

Was machst Du jetzt?
Vielleicht die Trainingswoche anders gestalten?
Mehr mit den Spielern reden (sie besonders stark reden)?
Die Mannschaft organisiert von alleine einen Rocky Balboa-Filmabend oder Euer Manager besorgt noch auf die Schnelle einen Mentaltrainer???

Eins ist doch klar, egal was du dir einfallen lässt, du forcierst mit diesen „Aktivitäten“ das dieses Spiel kein gewöhnliches wird. Es liegt also nicht am Gegner, sondern an Euch, an Euren Ängsten. Auch klar ist: so zu tun, als wäre alles ganz normal ist auch nicht die Lösung, denn das entspricht einfach nicht den Tatsachen.

Reframing als Lösung

Eine Lösung könnte das sog. Reframing sein. Auch Jürgen Klopp ist bekanntlich begeistert vom Reframing. Wie könnte das jetzt in unserem Beispiel genauer aussehen?

Als Trainer sprichst Du mit deinen Spielern über diese Gefühlswelt vor einer Kamera. Deine Spieler erhalten zunächst im gemeinsamen Gespräch die Möglichkeit, ihre Gedanken und Gefühle hinsichtlich des "Angstgegners" auszudrücken, bis sich alle auf eine gemeinsame Aussage (Frame) geeinigt haben, z. B.:

"Wir wollen alle daran arbeiten, es diesmal zu schaffen und befürchten doch innerlich, dass es wieder zur Niederlage kommt und wollen uns gegenseitig helfen, das zu ändern" (Du merkst sicherlich spätestens hier wie wichtig der sog. Beziehungsfaktor für deine Mannschaft ist).

Dann sprichst du als Trainer die Möglichkeit an, dass die Mannschaft es ja auch in einem anderen Rahmen (Re-Frame) sehen könnte:

Angst ist ja nichts anderes als negativ aufgeladene Spannung und verschwindet, wenn man sich ihr offen stellt und den Positivpol daran sucht und findet. Die Angst lädt die Mannschaft also quasi ein, sie ein wenig genauer kennenzulernen und ihre Kräfte zu akzeptieren.

Angstgegner - ist doch lächerlich

Das wird mit einem gemeinsamen Teamgespräch über den von der Mannschaft selbst dazu auserkorenen "Angstgegner" vorbereitet. Die Mannschaft spricht dabei aber über sich selbst, denn an dem Gegner ist nichts ängstigendes, nur an den eigenen Negativhaltungen.

Um diese Negativhaltung zu entlarven, macht deine Mannschaft sie besonders groß, bis sie vor den eigenen Augen zerplatzt und lächerlich wirkt.

Deine Spieler bittest du entweder sich alleine oder in Gruppen zuhause vor ihre PC-Kamera zu setzen und sich zu Tode geängstigt darzustellen, also Hollywood zu spielen.

Das kitzelt die Kreativität: wer dann auf die Idee kommt, eine kleine Dämonenaustreibung darzustellen - nur zu. Wer auf die Idee kommt, sich blass und zittrig in die Ecke zu verkriechen – prima! Und wer auf die Idee kommt, ein Stoßgebet gen Himmel zu richten: Lieber Gott, wenn Du…dann verspreche ich dir… - wunderbar!

Hauptsache, alle haben hinterher und möglichst kurz vor dem Spiel viel zu lachen. Wenn dann bei deinen Spielern die Message rüberkommt: „Wir können noch viel besser die Realität verzerren als unsere eigene Negativhaltung“, na dann kann der „Angstgegner“ gerne kommen.

Wichtig: Reframing funktioniert nur dann, wenn der Beziehungsfaktor, also das Klima zwischen Trainer/ Mannschaft und Spieler/Spieler positiv ist. Mit Reframing lassen sich auch „alle anderen Problemen“ der Spieler (z.B. Auswärtsschwäche, Torflaute beim Stürmer, etc.) angehen.

Matthias Nowak

(Individual-Coach für Fußballprofis, U19/U17 Spielern, seit 2009 Technik- und Kreativtrainer bei den Frauen (1. Bundesliga und Nachwuchs) und den Junioren Teams des FC Bayern München von der U9 bis zur U19, Gehirntrainer, IHK-Referent zum Thema Motivation und Erfolg)

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